Blog St. Vincenz

Endlich: der wohlverdiente Ruhestand - und nun?

Gisela Reelsen, Sozialdienst-Mitarbeiterin, berichtet darüber was ehemalige Mitarbeiter als Rentner so alles erleben

Dr. Kämper

Viele von uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehnen sich früher oder später nach dem wohlverdienten Ruhestand. „Wenn ich erstmal in Rente bin, dann…“ so werden tausende Pläne geschmiedet. Manchmal werden sie Wirklichkeit, manchmal leider nicht. Um zu erfahren, wie sich das Leben als Rentnerin oder Rentner  bzw. Vorruheständler von heute auf morgen ändert, habe ich mit unserem ehemaligen Chefarzt der Unfallchirugie, Dr. Antonius Kämper, seiner ehemaligen Sekretärin Veronika Porsche sowie unserer langjährigen Pflegedienstleiterin Elfi Büsse ein Interview geführt.

Dr. Kämper erzählte mir, dass ihm erst bei Beginn der Freistellungsphase bewusst geworden ist, worauf er während des Arbeitslebens alles verzichtet hat und wie müde er eigentlich war. Er betont, dass er stets gern gearbeitet und bis zum Schluss „alles gegeben habe“. Seit dem Eintritt in die Alterszeit ist sein Leitspruch: “Ich arbeite nicht mehr für Geld“.  Dr. Kämper freute sich, dass er nun endlich seiner Mutter häufiger helfend zur Seite stehen konnte. So sah man ihn oft an ihrem Haus in Niederntudorf werkeln oder ihren Garten in bemerkenswertem Tempo umgraben.
Außerdem genießt es Dr. Kämper seinen sportlichen Aktivitäten noch auf hohem Niveau nachgehen zu können, um fit zu bleiben. Er spielt begeistert Golf, incl. Turniere, geht regelmäßig schwimmen, ist ein passionierter Fahrradfahrer (zum Abschied hat er von allen Kolleginnen und Kollegen ein Fahrrad geschenkt bekommen. Auf einer Fahrradtour im Sommer hat er in Münster die 10.000 km Hürde überschritten) und fährt im Winter Ski. Neben Volleyball und Kegeln gehören noch Doppelkopfspielen und Lesen zu seiner Freizeitgestaltung, um auch geistig fit zu bleiben.

Für Dr. Kämper ist auch die Teilnahme am kulturellen Leben von Bedeutung. So ist er mehreren Vereinen beigetreten, baut gesellschaftliche Kontakte auf und aus und reist unendlich gern, wobei Museumsbesuche nicht fehlen dürfen. Seine Augen glänzen, wenn er von seinen handwerklichen Tätigkeiten für seine Familie berichtet. Er werkelt gern an seinem Ferienhaus an der Ostsee und unterstützt sämtliche Bauvorhaben seiner Kinder. Auch die Enkelkinder kommen in den Genuss der Kreativität des Opas. Für sie hat Dr. Kämper bereits zwei Holzpferde gebaut. Kurz: er scheut kein Projekt.

Frau Porsche ist im Jahr 2012 in die Altersteilzeit gegangen. Sie war, mit kurzer Unterbrechung, von 1984-2012 als Sekretärin in der Unfallchirugie tätig. Die Entscheidung zum Altersteilzeitmodell hat sie bereits im Jahr 2006 gefällt. Zunächst hat sie ihre Entscheidung verheimlicht, weil es ihr bei dem Gedanken doch etwas mulmig zumute war.

Gleichzeitig mit Beginn der Altersteilzeit fiel dann die Entscheidung, die Zelte in Wewelsburg abzubauen und nach Paderborn zu ziehen. Hinzu kam dann das passende Geschenk: Das erste Enkelkind kündigte sich an. Während ihr Chef, Herr Dr. Kämper, in 2011 sein aktives Arbeitsleben beendete,  hat sie noch die Sekretariatsarbeiten für die Nachfolger erledigt. Dr. Heyn, als damaligem Operateur im St. Josefs-Krankenhaus Salzkotten, ist sie in seiner Praxis in Paderborn noch heute an zwei halben Tagen pro Woche eine versierte Hilfe, wodurch sie der Arbeit noch immer nicht ganz ade gesagt hat.

Auch die Freizeit kann Frau Porsche wunderbar gestalten und tun was ihr Spaß macht. Sie spielt weiterhin begeistert Tennis, belegt Sportkurse und geht wandern und walken. Für ihre geplanten Fernreisen belegt sie den ein oder anderen Englischkurs. Nicht zum Schluss verbringt sie viel Zeit in ihrem Garten und Gewächshaus, wo sie ihren Enkelkindern Emil 4 Jahre und Gustav 1,5 Jahre Sandkasten und Schaukel bieten kann.

Natürlich haben wir auch den finanziellen Aspekt angesprochen. Der gesetzliche prozentuale Abzug, d.h. die Rentenkürzung von 10,8 %, wirft man natürlich auch in die Waagschale, aber letztendlich ist das Leben außerhalb der Arbeit in vielen Bereichen auch kostengünstiger.
Als Resümee sagt Frau Porsche lächelnd: Ich möchte einfach meine Zeit nutzen und würde diesen Schritt immer wieder gehen.

Als dritte Interviewteilnehmerin konnte ich Frau Büsse, unsere ehemalige Pflegedienstleiterin, begrüßen.
Frau Büsse berichtete, dass es für sie gut war, dass sie 4 Jahre ab Entscheidung für die Altersteilzeit Zeit hatte, sich auf den Abschied aus dem Erwerbsleben vorzubereiten. Sie hat nie gesagt: ich muss noch so und so lange arbeiten… sondern: ich habe nur noch so und so lange etwas zu erledigen…
Seit dem Tag der Verabschiedung hat sie das St. Josefs-Krankenhaus die ersten 3 Monate nicht betreten, um konsequent  Abstand von der Arbeit zu gewinnen. Wir alle haben Frau Büsse stets als sehr strukturiert kennengelernt. Genauso strukturiert gestaltet sie nach eigenen Angaben  immer noch ihren Tagesablauf. Ihre vielen Hobbies genießt sie nun ohne Zeitdruck. So besucht sie seit 2 Jahren einen Englischkurs für ihre vielen Studien- und Fernreisen. Die erste Reise nach ihrer aktiven Arbeitsphase führte Frau Büsse für 18 Tage nach Südostasien. Im Nachgang sagt sie, dass die vielen wunderbaren Eindrücke gut waren, um von der Arbeit den nötigen Abstand zu bekommen. Hier konnte sie auch ein weiteres Hobby intensiv pflegen: Das Fotografieren.

Des Weiteren hält sie sich 3-4 mal wöchentlich durch Joggen und schwimmen fit. Am Abend und zu jeder Gelegenheit ist sie auch als Kriminalistin unterwegs… sie ist begeisterte Krimileserin. Und wenn Frau Büsse auf Klingeln an der Haustür nicht reagiert, sollte man mal einen Blick in den Garten werfen. Diesen hat sie im vergangenen Jahr umstrukturiert. Und dann ist da noch das Ehrenamt. Frau Büsse ist nach wie vor gern mit Menschen zusammen und ist ein Aktivposten in der Salzkottener Flüchtlingsarbeit.

Als Fazit muss ich sagen, dass die drei Interviews sehr angenehm und informativ waren. Wir hätten uns noch Stunden unterhalten können, ohne, dass Langeweile aufgetreten wäre. Vieles, was ich erfahren habe, lässt manchmal auf ein anderes Bild von der Person schließen, deshalb ist es wichtig, sich auch mal während der Arbeit Zeit für den einen oder anderen Kollegen zu nehmen… und es hat sich gezeigt, dass alle 3 ehemaligen KollegInnen  sehr zufrieden und relaxt wirken. Also können wir uns doch alle hoffentlich irgendwann auch auf eine schöne „Rentner-Zeit“  freuen.

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