Blog St. Vincenz

Monatsimpuls Juli

Von Sr. Katharina M. Mock, Generaloberin der Vincentinerinnen

Liebe Leserinnen und Leser,

jetzt im Juli hat das laufende Jahr seine zeitliche Mitte erreicht. Ich sende Ihnen zu Beginn dieses neuen Monats herzliche und frohe Grüße.

In einem Lied im Gotteslob heißt es:

„Das Jahr steht auf der Höhe, die große Waage ruht.
Nun schenk uns deine Nähe und mach die Mitte gut.
Herr zwischen Blühn und Reifen und Ende und Beginn.
Lass uns dein Wort ergreifen und wachsen auf dich hin.

Wie im Lied beschrieben geschieht unser Leben immer irgendwie dazwischen, zwischen Anfang und Ende, zwischen Blühn und Reifen, zwischen Werden und Vergehen, zwischen Frieden und Krieg, zwischen Hetze und Ruhe, zwischen Kälte und Wärme, zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen Jugend und Alter….

Im Alten Testament im Buch Kohelet ist ausgesagt, das alles seine Zeit hat.
Für viele beginnt jetzt in den Sommermonaten die Zeit für Urlaub und Erholung.
Diese Zeit ist wichtig, um Kraft zu sammeln für den Alltag.
Allen, die in diesem Monat in den wohlverdienten Urlaub gehen, aber auch denen, die ihren Urlaub noch vor oder schon hinter sich haben, möchte ich einige Gedanken von Bernhard von Clairvaux mitgeben, die Ihnen vielleicht dabei helfen können, den Urlaub oder die Freizeit nicht nur für körperliche Aktivitäten zu nutzten, sondern auch ein wenig zur Selbstbesinnung zu kommen.

Bernhard von Clairvaux schreibt in einem Brief an Papst Eugen III.
„Wenn Du Dein ganzes Leben und Erleben völlig ins Tätigsein verlegst und keinen Raum mehr für die Besinnung vorsiehst, soll ich Dich da loben? Darin lobe ich Dich nicht. Ich glaube, niemand wird Dich loben, der das Wort Salomos kennt: Wer seine Tätigkeit einschränkt, erlangt Weisheit (Jesus Sirach 38, 25). Und bestimmt ist es der Tätigkeit selbst nicht förderlich, wenn ihr nicht die Besinnung vorausgeht.
Wenn Du ganz und gar für alle da sein willst, nach dem Beispiel dessen, der allen alles geworden ist (1. Korinther 9, 22), lobe ich Deine Menschlichkeit - aber nur, wenn sie voll und echt ist. Wie kannst Du aber voll und echt Mensch sein, wenn Du Dich selbst verloren hast? Auch Du bist ein Mensch. Damit Deine Menschlichkeit allumfassend und vollkommen sein kann, musst Du also nicht nur für alle anderen, sondern auch für Dich selbst ein aufmerksames Herz haben. Denn was würde es Dir sonst nützen, wenn Du - nach dem Wort des Herrn (Matthäus 16, 26) - alle gewinnen, aber als einzigen Dich selbst verlieren würdest? Wenn also alle Menschen ein Recht auf Dich haben, dann sei auch Du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat.“
Ich wünsche Ihnen allen eine gute Ausgewogenheit zwischen Tätigsein und Besinnung.
Und allen, die in dieser Zeit in Urlaub fahren eine gute Erholung.

Ihre
Schwester M. Katharina

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