Blog St. Vincenz

Was bedeutet die Corona-Pandemie für unsere Arbeit im Krankenhaus?

Wir haben Andreas Riekötter, Leiter des St. Vincenz-Campus für Gesundheitsfachberufe, einige Fragen zum Thema "Corona" gestellt:

Andreas Riekötter, Leiter des St. Vincenz-Campus für Gesundheitsfachberufe

Wie ist in der Corona-Zeit die Lage im St. Vincenz-Campus?
Der St. Vincenz-Campus für Gesundheitsfachberufe bietet 259 jungen Menschen eine Ausbildung in den Bereichen Pflegefachfrau/-mann, Hebamme und Pflegeassistenz an. Normalerweise tummeln sich täglich deutlich über 100 Auszubildende in den Gängen des Campus, so dass es bei uns immer sehr lebendig zugeht. Der Unterrichtsbetrieb ist durch Erlass des MAGS NRW ab dem 13.03.2020 bis auf Weiteres eingestellt. Seitdem ist es sehr ruhig im Gebäude, beinahe still.

Wie geht es Ihnen persönlich?
Die Situation als Leitung dieser Ausbildungsstätten ist zurzeit natürlich nicht einfach. Die Fürsorge für unsere Auszubildenden ist ein wesentliches Element des Ausbildungsbetriebes. Jede Mitteilung eines Auszubildenden birgt die Möglichkeit in sich, dass es sich um eine Meldung eines positiven Coronabefundes handeln könnte. Dieses empfinde ich als sehr belastend. Auch für unsere Lehrer*innen ist die Situation schwierig. Grundsätzlich hat wohl kein(e) Lehrer*in das Lehramt angestrebt hat, um Auszubildende digital – und damit erst einmal anonym – zu beschulen. Der Austausch mit den Auszubildenden und die Momente einer Unterrichtsstunde, in der der/die Lehrer*innen spüren, dass die Auszubildenden den Lernstoff „begriffen“ haben, fehlen uns. Zudem ist durch das Homeoffice der persönliche Kontakt der Kolleg*innen untereinander nicht mehr vorhanden oder, unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes, deutlich reduziert.

Was hat sich im Arbeitsalltag seit Corona geändert?
Wir mussten von jetzt auf gleich alle Auszubildende fern und digital über unsere Lernplattform unterrichten. Diese Situation verlangt allen Lehrer*innen sehr viel ab. Erschwerend kam und kommt hinzu, dass wir ab dem 01.04. die geänderte Ausbildung zur Pflegefachfrau/-mann und damit ein neues Curriculum umsetzen mussten.


Was wünschen Sie sich für die Zeit nach Corona?

Dass die sogenannten „systemrelevanten“ Berufe und Ausbildungen, wie wir sie anbieten, die Anerkennung, Wertschätzung und den politischen Rückhalt erfahren, die/der ihnen zusteht. Norbert Blüm hat mal gesagt, dass Pflege jeder könne. Das Virus führt diese Aussage deutlich ad absurdum. Pflege im stationären und ambulanten Bereich ist nur durch professionelles Handeln durch professionell ausgebildete Pflegekräfte eine gute Pflege. Zudem ist für die Patienten oder Bewohner Pflege gerade im zwischenmenschlichen Bereich elementar wichtig.

Was können wir jetzt für später lernen?
Das Virus und seine Auswirkungen bieten grundsätzlich ein Lernpotential ohnegleichen. Einer der vielen Lernprozesse könnte sein, dass eine Gesellschaft erkennt, für was der Staat (einen Teil) sein(es) Geld ausgeben sollte. Pflegekräfte und Hebammen müssen attraktive Bedingungen vorfinden und z.B. finanziell so entlohnt werden, dass es genug Bewerber gibt, die diese sehr schönen Berufe erlernen wollen.

  •  
  • 0 Kommentare
  •  

Mein Kommentar

Ich möchte über jeden weiteren Kommentar in diesem Post benachrichtigt werden.