Blog St. Vincenz

Nicht den Kopf hängen lassen

Chefarzt Dr. Lutz Mahlke (Orthopädie und Unfallchirurgie) über die Folgen exzessiver Handynutzung für die Nackenmuskulatur

Ob auf der Straße, im Bus oder in Wartebereichen – ich sehe sie fast überall: Menschen, die ihren Blick nicht nach vorne gerichtet haben, sondern mit gesenktem Blick auf ihr Handy konzentriert sind und die Menschen um sich herum ausblenden. Ständig haben wir unser Smartphone in der Hand, am Ohr oder vor unserem Gesicht.

Heutzutage nutzen immer mehr Menschen das Tablet, E-books und mobile Endgeräte. Als Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie weiß ich, dass der Rücken uns dafür früher oder später die Quittung geben wird: Ein ständig geneigter Kopf führt zur Überlastung der Halswirbelsäule. Muskelverspannungen sowie Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich sind die Folge – seit kurzem bekannt als Handynacken. Laufen wir stundenlang mit herabhängendem Kopf herum, stellt dies für unseren Körper eine unnatürliche Haltung dar. Ist die Rückenmuskulatur zusätzlich schwach, hat der Handynacken „leichtes Spiel“.

Beim Blick auf das Handy senken wir unser Haupt um circa 45 Grad. Dabei wirken Kräfte von über 20 Kilogramm auf die Halswirbelsäule und die Nackenmuskulatur, also mehr als ein ganzer Kasten Wasser! Dauerhafte Schäden wie zum Beispiel Schmerzen im Schulter-Nacken-Bereich, Kopfschmerzen und Verschleißerscheinungen können auftreten.

Dieses Krankheitsbild ist allerdings nicht neu. Während Sie gerade diesen Text lesen, sitzen Sie wahrscheinlich an Ihrem Schreibtisch vor dem PC. Auch Menschen, die während ihrer täglich mehrstündigen Schreibtischarbeit in einer dauerhaft falschen Sitzposition verharren, bekommen schnell Rückenprobleme.

Viele Rückenleiden könnten verhindert werden, wenn wir durch regelmäßigen Sport und Bewegung mehr in unsere Muskulatur investieren würden. Da kann jeder sehr viel für sich tun!
Bei längerem Gebrauch von Smartphones, lesen oder langen Tagen am Schreibtisch empfiehlt die die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU):

  • Legen Sie regelmäßig Pausen ein und machen sie zwischendurch Lockerungsübungen: Dazu bewegen Sie den Kopf von links nach rechts und senken Sie das Ohr zur jeweiligen Schulter, bis ein Zug in der Halswirbelsäule spürbar wird. Dann den Kopf nach oben strecken und die Schultern nach unten ziehen.

  • Bringen Sie Ihr mobiles Gerät  näher vor Ihr Gesicht. Senken Sie lieber die Augen als Kopf und Nacken. Überprüfen Sie immer wieder Ihre Haltung und korrigieren Sie diese gegebenenfalls.

  • Achten Sie auf die Sitzposition am Schreibtisch: Wenn Sie viele Stunden vor dem Bildschirm sitzen, ist eine rückenfreundliche Grundhaltung wichtig. Sitzen Sie mit entspannten Schultern gerade und setzten Sie die Füße auf dem Boden nebeneinander. Stehen Sie zwei bis dreimal in der Stunde auf! Achten Sie außerdem auf höhenverstellbare Stühle und Bildschirme, damit eine ergonomische Haltung möglich ist.

  • Stärken Sie Ihre Muskulatur! Gehen Sie mindestens ein bis zweimal in der Woche Sport treiben: Ideal sind Schwimmen, Pilates, Walking oder Yoga.

  • Stärken Sie Ihren Rücken durch Rückengymnastik: Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur sollten in den täglichen Tagesablauf eingebaut werden. Die Rückenschulen-Angebote der Krankenkassen bieten Anregungen.

  • Fördern Sie Ihre Bewegung im Alltag! Viele Menschen unterschätzen, dass schon leicht umzusetzende Aktivitäten die Rückenmuskulatur stärken. Nutzen Sie die Treppe anstatt den Aufzug und legen Sie kurze Strecken mit dem Rad oder zu Fuß zurück.

  • Vermeiden Sie falsche Bewegungen! Beim Heben schwerer Gegenstände gehen Sie in die Knie und halten den Rücken gerade, um den Rücken und die Bandscheiben zu schonen.

 


In diesem Sinne empfehle ich: Einfach öfter mal „offline“ gehen, das Handy in der Tasche lassen und den eigenen Akku an der frischen Luft aufladen.

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  • 2 Kommentare
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Maximi
18.11.2016
Das ist so wahr...

Ich muss auch unbedingt was machen, ständig am Handy oder jetzt gerade am PC.. kaum Bewegung.. das ist Gift für den Körper, aber ich kann ja auch nicht anders.. Danke für dieseniInformativen Artikel.

St. Vincenz
21.11.2016
Danke für Ihren Kommentar

Wir bedanken uns für Ihren Kommentar in diesem Blog und wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung unserer Tipps! Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit Ihr Team des St. Vincenz-Krankenhauses

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