Damit die Fußball-WM nicht zum emotionalen Stress wird
Chefarzt Prof. Andreas Götte, Medizinische Klinik II, richtet ein "WM 2014 Servicetelefon" für Herzkranke ein

Es ist wieder „WM-Fieber“ angesagt. Manchmal können die Begegnungen der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft sehr spannend sein und damit auch: stressig. Dieser Stress kann für herzkranke Menschen gefährlich sein und im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt oder zu bedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen, wie eine Studie beweist. Der Paderborner Herzpatient Herr K. hat dies bei der letzten WM 2010 am eigenen Leib erfahren. Damit das möglichst nicht wieder vorkommt, hat er sich präventiv von uns untersuchen lassen und brachte somit das Team auf die Idee ein Servicetelefon während der gesamten Fußball-WM 2014 einzurichten, das speziell herzkranken Fußballfans zur Verfügung steht unter: Telefon 05251/86-2340. Hier erhalten Ratsuchende Informationen per Rückruf; dies jedoch nicht im Notfall, sondern nur bei allgemeinen Fragen.
Und hier die vorbeugenden Ratschläge: Damit sich Herr K. bei der WM sicherer fühlen kann, habe ich vor dem „Stressereignis WM“ die Werte des Herzpatienten, die Art der verabreichten Medikamente und ihre Dosierung überprüft. Insbesondere geht es dabei um solche Medikamente, die die bekannten Risikofaktoren, wie Bluthochdruck und Herzfrequenz kontrollieren. Bei schnell erregbaren Patienten, kann eine ärztlich verordnete, erhöhte Medikamentendosis vor dem Fußball-Gucken ratsam sein. Die Einnahme eines Beruhigungsmittels –„nur um ein Fußballspiel zu überstehen“ - erscheint möglich, sollte aber sicher eine absolute Ausnahme bleiben.
Warnzeichen für herzkranke Fußballfans ist akut einsetzende Angina pectoris, also ein Engegefühl in der Brust. Ein Herzinfarkt ist zu befürchten bei folgenden Symptomen: Bei schweren, länger als zwanzig Minuten anhaltenden Schmerzen im Brustkorb, die in Arme, Schulterblätter, Hals, Kiefer und Oberbauch ausstrahlen können. Auch ein starkes Engegefühl, heftiger Druck und ein Brennen im Brustkorb, Übelkeit und Atemnot können Anzeichen für einen Herzinfarkt sein. Wenn Sie bei sich oder anderen einen Herzinfarkt bemerken, rufen Sie ggf. sofort den Rettungswagen mit der Telefonnummer 112.
Dass emotionaler Stress während des Fußball-Guckens Auslöser von Herzattacken sein kann, ist wissenschaftlich belegt. Es gibt Untersuchungen, die im Raum München während der Fußball-WM 2006 in Deutschland unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. med. Ute Wilbert-Lampen durchgeführt wurden. Die Studie zeigt eindeutig, dass sich die Zahl der Herzinfarkte während der WM an den sieben Spieltagen der Deutschen Nationalmannschaft in der Region München deutlich erhöhte. Dies war besonders bei Patienten mit einer bekannten koronaren Herzkrankheit (KHK) der Fall. Ein solch gesundheitsgefährdender emotionaler Stress kann übrigens auch durch Erdbeben, Großbrände, Sturmkatastrophen usw. ausgelöst werden.Wir wollen natürlich keine Panik verbreiten, denn es gibt kaum etwas Schöneres als ein spannendes Fußballspiel. Dies gilt auch für die meisten Herzpatienten. Wenn jedoch Durchblutungsstörungen des Herzens aktuell bekannt sind, kann eine übertriebene Aufregung durchaus Auslöser für akute Koronarereignisse sein. Dies sollte beim Fußballgucken während der WM 2014 berücksichtigt werden, zu mal es ja eigentlich nur um ein „Spiel“ geht.
- 2 Kommentare
Coole Aktion!
Tolles Serviceangebot der Klinik! Find ich gut!
Telefonhotline-Aktion
Vielen Dank für Ihr nettes Feedback! Wir werden nach der WM auswerten, ob es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr akute Koronarereignisse bei uns gegeben hat. Ihr Team des St. Vincenz-Krankenhauses