Blog St. Vincenz

Stillen - Priorität haben jetzt Sie und Ihr Baby!

Von Rosmarie Werbeck, Stillberaterin in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe

Ich bin seit vielen Jahren Still- und Laktationsberaterin in unserer Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Dabei ist es mein Ziel, dass möglichst alle jungen Mütter, die ich begleite, einen schönen und erfüllenden Stillbeginn haben.

Wenn ich werdende Mütter in unserer Klinik frage, ob sie ihr Kind stillen möchten, bekomme ich oft die Antwort „Ich will es versuchen!“ Eine Antwort, aus der sehr viel Unsicherheit spricht. Um ihnen diese Unsicherheit zu nehmen, berichte ich dann aus meinen langjährigen Erfahrungen als Stillberaterin. Ich erzähle ihnen, dass ich der festen Überzeugung bin, dass JEDE Frau stillen kann, dass es so gut wie keine echten Stillhindernisse gibt und dass Probleme beim Stillen oft aus einem Mangel an Information heraus resultieren, den man leicht beheben kann.

Die natürliche Ernährung mit Muttermilch ist das Beste für ein Baby. Und die Natur hat uns Mütter den Anfang erleichtert: Unmittelbar nach der Geburt hat jedes Baby einen natürlichen Saugreflex. Es wird mit dem Instinkt zu saugen geboren und will nichts anderes als genau das. Das erste Anlegen sollte daher direkt nach der Geburt erfolgen (bis spätestens 30 Minuten nach der Geburt). Der Instinkt des Kindes, die Brust zu suchen, ist dabei äußerst hilfreich.

Junge Mütter, die stillen wollen, sollten ihr Baby oft anlegen, verschiedene Stillpositionen lernen und diese immer wieder wechseln. So verhindern sie von vorneherein wunde Brustwarzen. Zudem sollte die Brustwarze nach dem Stillen eine Weile an der Luft trocknen und dazu ein bis zwei Tropfen Milch auf der Haut bleiben.

Oft äußern junge Mütter das Gefühl, dass ihr Baby nicht satt wird. Sie können nicht glauben, dass in ihrer Brust genug Milch für ihr Baby ist. Doch genau so hat die Natur es für Neugeborene vorgesehen. Die Vormilch, an die das Baby sofort nach der Geburt kommt, wenn es kräftig saugt, ist besonders reich an Eiweiß und anderen wichtigen Nährstoffen. Nicht die Menge macht es, sondern der Inhalt! Das Baby trinkt noch kleine Mengen, denn sein Magen kann so große Mengen noch gar nicht fassen. Wussten Sie, dass der Magen eines neugeborenen Kindes gerade so groß wie eine kleine Murmel ist? In den nächsten Tagen weitet sich der Magen des Babys  auf die Größe eines Tischtennisballes. Genau in dieser Zeit wird dann auch mehr Milch produziert und das Baby wird satt. Viele Mahlzeiten braucht es, um gut zu gedeihen und „nebenbei“ sorgt es durch seine häufige Nachfrage an der Brust auch ständig für Nachschub. Es genügt, ein Baby in den ersten Tagen täglich einmal zu wiegen, denn eine Gewichtszunahme ist erst ab dem 3. Tag realistisch, in den ersten Tagen nimmt jedes Kind erst einmal noch an Gewicht ab. Lassen Sie sich davon nicht beirren! Das ist ganz normal und schadet dem Baby nicht.

Wichtig ist viel Nähe und Geborgenheit! Kuscheln und Ausruhen sind für Sie und Ihr Kind in den ersten Stunden, Tagen und Wochen ein Garant für gutes Gedeihen des Babys und Ihr Wohlgefühl. Besonders wichtig ist es, die innere Ruhe zu bewahren. Sie und Ihr Kind werden in den nächsten Tagen und Wochen ein Team. Jedes gute Team muss erst einmal üben, bevor es perfekt wird. Das Baby ist bereit, an der Brust zu trinken, es ist sein natürlicher Instinkt. Es vertraut Ihnen, seiner Mutter, seinen Eltern, voll und ganz! Geben Sie sich eine Eingewöhnungsphase! Sagen Sie Besuche ab, stellen Sie das Telefon leise und ruhen Sie sich so oft aus, wie es geht. Priorität haben jetzt Sie und Ihr Baby! Haben Sie Selbstvertrauen!

Tipps:
-    Säuglinge brauchen sehr viel körperliche Nähe, schenken Sie ihnen diese, denn sie können und wollen nicht allein sein
-    Es gibt bei den Stillmahlzeiten keine zeitliche Begrenzung
-    Gegen ein Anschwellen der Brust nach dem Stillen helfen kühle Kompressen mit Quark

 

Links:
Hier finden Sie unser Rezept für eine "Windeltorte", das kreative Geschenk zur Geburt: Zur Homepage der St. Vincenz-Geburtshilfe

Hier finden Sie interessante Geschichten junger Familien und Fotos aus unserer Geburtshilfe: Zur Archivseite

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