Blog St. Vincenz

Monatsimpuls September

Von Sr. M. Katharina Mock, Generaloberin der Vincentinerinnen

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

herzliche und frohe Grüße sende ich Ihnen zum Monatsbeginn im September 2021.

Im Monat September feiern wir das Patronatsfest unserer St. Vincenz-Kliniken.

Den Festtag eines Heiligen feiern wir zumeist am Jahrestag seines Todes. Im Fall des hl. Vincenz ist

dies der 27. September. Als Christen glauben wir, dass an diesem Tag, für diesen Menschen ein neues unvergängliches Leben im Reich Gottes begonnen hat.

Zu den Gottesdiensten am Hochfest des hl. Vincenz gehört unser „Vincenzschlager“ – „Ich möchte mit dem Herzen seh’n…“ als fester Bestandteil, seit vielen Jahren dazu.

Der Refrain des Liedes ist vermutlich von den Worten Antoine de Saint Exupérys inspiriert, die durch das Buch „Der kleine Prinz“ zu Weltruhm gelangt sind: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Im gesamten Liedtext wird deutlich, was das Leben von Vincenz von Paul, den wir als Heiligen verehren ausgemacht hat. Gleichzeitig verdeutlicht es auch den Auftrag an uns, die wir als seine geistigen Erben unterwegs sind.

Mit dem Herzen sehen, ist wohl tatsächlich der Auftrag aller, die in einer Einrichtung tätig sind, die den Namen Vincenz von Paul trägt. Das Wort Barmherzigkeit, das in Kürze den Wesenskern vincentinischer Spiritualität zusammenfasst, bedeutet seiner Herkunft nach: ein Herz für die Unglücklichen, für die Armen haben (Duden Herkunftswörterbuch).

Im Blick auf den Wandel unserer Welt, der Gesellschaft und auch unserer Einrichtungen, stellt sich die Frage: Wie sieht die Barmherzigkeit im 21. Jahrhundert konkret aus?

Ändern sich mit unserer Welt auch die überlieferten Werte?

Die St. Vincenz-Kliniken, die von ihren Gründerinnen als Stätten der Barmherzigkeit geschaffen wurden, haben sich längst in moderne Dienstleistungsunternehmen gewandelt und das ist auch gut so. Allerdings gibt es inzwischen nicht wenige Menschen, die beklagen, dass hier kein Platz mehr für Barmherzigkeit sei. Aber stimmt das wirklich? Für die meisten sozialen Notlagen gibt es in der heutigen Zeit Rechtsansprüche auf Hilfe. Trotzdem glaube ich, dass diese Rechtsansprüche auf Hilfe niemals barmherziges Handeln und Verstehen ersetzen können und werden. Deshalb können wir zuversichtlich sein. So lange sich in unseren Einrichtungen Menschen finden, die mit dem „Herzen sehen“, sind sie auch heute Stätten der Barmherzigkeit.

In unseren St. Vincenz-Kliniken sollten Menschen durch uns vom innersten Geheimnis Gottes erfahren können und erleben dürfen: Es gibt Menschen die verstanden haben:

„Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar…“
Man hört nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Ohren nicht vernehmbar…
Man fühlt nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Hände nicht greifbar…
Man denkt nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für unser Gehirn unfassbar…
Man spricht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für den Mund unsagbar…


Jede moderne Dienstleistung, sei sie auch mit noch so viel fachlicher Perfektion erbracht, kann auch in unserer Zeit die Hinwendung von Mensch zu Mensch, das „Sehen mit dem Herzen“ nicht ersetzen. Deshalb ist unser Leben und Tun nach dem Vorbild unseres Krankenhauspatrons niemals von gestern, sondern immer auf der Höhe der Zeit.

Ihre
Schwester M. Katharina

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