Blog St. Vincenz

Monatsimpuls Juni

Von Schwester Katharina, Generaloberin der Vincentinerinnen

Liebe Leserinnen und Leser,

seit einigen Jahren gibt es in den St. Vincenz-Kliniken das Projekt „WORT – WERT“.

Worte haben ein gewaltiges Kraft und Machtpotential.

Worte können verletzen. Sie können demütigen und niedermachen. Worte können manchmal auch töten.

Worte können aber auch aufrichten, sie können trösten und Hoffnung geben. Worte können Gefühle ausdrücken. Worte können helfen. Worte können der Anfang oder das Ende von Beziehungen zwischen Menschen sein.

Kürzlich wurde ich auf ein kurzes Video im Internet aufmerksam gemacht. Es trägt den Titel „Blinder Bettler erlebt den Tag seines Lebens.“

Das Video zeigt einen blinden Bettler vor einem großen Gebäude. Neben sich hat er ein Pappschild stehen auf dem geschrieben steht: „Ich bin blind, bitte helfen Sie. Ab und zu werfen im einige Menschen ein paar Münzen in oder neben eine aufgestellte Blechdose. Dann kommt eine junge Frau ins Bild. Es scheint erst als gehe sie an dem Blinden vorüber. Dann wendet sie sich um und bleibt vor dem Mann stehen.

Er betastet ihre Schuhe. Dann nimmt sie das Schild und schreibt etwas darauf. Dann geht sie weiter.

Plötzlich sieht man, wie viele Menschen Geldmünzen in die Dose des Blinden werfen, so dass er kaum nachkommt, sie aufzusammeln. Am Abend kommt die Frau zurück und bleibt wieder vor dem Mann stehen. Erneut ertastet er ihre Schuhe und fragt sie dann: „Was haben Sie geschrieben.“

Darauf antwortet sie: „Ich habe das gleiche geschrieben wie Sie, nur mit anderen Worten.“

Dann wird das Schild eingeblendet auf dem geschrieben steht: „Es ist ein wunderschöner Tag, aber ich kann ihn nicht sehen.“

Im Filmabspann kann man dann lesen: Ändere deine Worte, ändere deine Welt.

Sehr geehrte liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Botschaft dieses kurzen Films, der nur 1:47 min dauert, zeigt uns, welche Macht die richtigen Worte haben können.

Während meiner Verantwortlichkeit im Beschwerdemanagement der St. Vincenz-Kliniken habe ich die Erfahrung gemacht, dass fast nie ein wirklicher Behandlungsfehler die Ursache von Beschwerden war.

Die meisten Patientenbeschwerden entstehen aufgrund unzureichender Kommunikation und oftmals auch durch eine falsche Wortwahl.

Ein Liedtext von Manfred Siebald bringt es auf den Punkt, wie wir mit den richtigen Worten unsere Welt verändern können.

Gib mir die richtigen Worte
Gib mir den richtigen Ton
Worte, die deutlich für jeden von dir reden –
Gib mir genug davon
Worte, die klären, Worte, die stören
Wo man vorbeilebt an dir
Wunden zu finden und sie zu verbinden –
Gib mir die Worte dafür


Gib mir die guten Gedanken
Nimm mir das Netz vom Verstand
Und lass mein Denken und Fühlen vor dir spielen
So wie ein Kind im Sand
Staunend und sehend, prüfend, verstehend
Nehm ich die Welt an von dir
Sie zu durchdringen, dir wiederzubringen –
Gib mir Gedanken dafür

Gib mir den längeren Atem
Mein Atem reicht nicht sehr weit
Ich will noch einmal verstohlen Atem holen
In deiner Ewigkeit
Wenn ich die Meile mit einem teile
Die er alleine nicht schafft
Lass auf der zweiten mich ihn noch begleiten
Gib mir den Atem, die Kraft


Ihre

Schwester M. Katharina

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