Blog St. Vincenz

Leben mit Multipler Sklerose

Vera Wulf-Heinevetter gab ein Interview über Wege der Krankheitsverarbeitung bei Multipler Sklerose (MS)

Vera Wulf-Heinevetter zusammen mit Prof. Thomas Postert

„Das Leben ist viel zu kurz, um den Kopf in den Sand zu stecken!“ Unter diesem Motto lebt Vera Wulf-Heinevetter schon seit über 20 Jahren mit der Krankheit Multiple Sklerose. Wer es nicht weiß, der merkt der großen und warmherzigen Frau ihre Erkrankung gar nicht an. „Nur wenn ich lange Strecken gehe, werden meine Beine schwach und ich wanke, jeder Schritt fällt schwer, manchmal stolpere ich“, geht die Paderbornerin offen mit ihrer Erkrankung um. Sie will anderen Betroffenen Unterstützung bieten. Deshalb ist sie seit einigen Jahren Kontaktkreissprecherin des "DMSG Kontaktkreises Paderborn"; einer Selbsthilfegruppe für MS-Betroffene (zur Homepage der Gruppe).

Wie bei vielen anderen MS-Patienten, war auch bei ihr diese sogenannte Autoimmun-Erkrankung ein Zufallsbefund, berichtet sie. Nach einem Reitunfall vor 21 Jahren bemerkte sie einige Stunden nach dem Sturz ein zunehmendes Taubheitsgefühl im ganzen Körper. „Ich fühlte mich wie das Michelin-Männchen“, beschreibt sie ihre damaligen Empfindungen. In Bethel sei dann zum ersten Mal die Verdachtsdiagnose MS gefallen, die später in der Klinik für Neurologie im St. Vincenz-Krankenhaus in Paderborn bestätigt worden sei. „Damals war ich 31 Jahre und wie vor den Kopf gestoßen“, erinnert sich Wulf-Heinevetter. „Meine erste Frage lautete, ob ich dann überhaupt noch weiter reiten kann.“ Im Laufe der nächsten Stunden nach der Diagnosestellung kamen ihr noch ganz viele andere Fragen in den Sinn. Ein Assistenzarzt hatte ihr ein Buch gegeben, um sich erste Informationen anzulesen und ihr angeboten am nächsten Tag alle Fragen zu stellen, die ihr wichtig waren. „Das hat mir damals in meinem ersten Schock wirklich sehr geholfen“, so die MS-Betroffene.

Dennoch fiel sie nach der Diagnose circa ein Jahr lang in ein tiefes seelisches Loch, bis sie mit Hilfe einer Psychologin soweit kam, die Krankheit zu akzeptieren, anzunehmen, was sie nicht ändern konnte. Heute möchte sie alle anderen Betroffenen bestärken, das auch so zu sehen. Gelegentlich steht sie sogar Schulen zur Verfügung, um die Schüler über die Erkrankung aufzuklären. Auch die Mitglieder ihrer Selbsthilfegruppe schätzen den Austausch und die gegenseitige Unterstützung. Vera Wulf- Heinevetter ist für viele Erkrankte ein Vorbild.

Prof. Dr. Thomas Postert, Chefarzt unserer Klinik für Neurologie und MS-Spezialist weiß: „Die meisten Menschen haben immer noch das Bild im Kopf, dass MS unweigerlich zu einem Leben im Rollstuhl führt; das ist heute in den meisten Fällen aber nicht mehr so. Die Therapiemöglichkeiten bei MS entwickeln sich rasant immer weiter. Uns Medizinern stehen immer mehr Möglichkeiten zur Verfügung, die Krankheit in Schach zu halten, sodass man ganz vielen Betroffenen die Erkrankung nicht anmerkt.“ Um Patienten und Fachleute über diese Entwicklung weiterhin auf dem Laufenden zu halten, hält er nun zum sechsten Mal den Paderborner Tag der Multiplen Sklerose ab, der am 14. März 2015 unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Michael Dreier im Heinz Nixdorf MuseumsForum stattfindet. Auch Vera Wulf-Heinevetter wird dabei sein, um keinen der Vorträge zu verpassen und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.

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