Blog St. Vincenz

Hebammen kehren nach 50 Jahren zu ihrer Ausbildungsstätte zurück

Hebamme Dagmar Gorontzy aus Berlin erzählt von der Hebammenausbildung vor 50 Jahren

Eigentlich wollten wir anlässlich unseres Goldexamens nur mal schnell nach Paderborn kommen und ‚Hallo‘ sagen. Wir empfinden eine besondere Verbundenheit zu „unserer“ Hebammenschule und sind deshalb anlässlich unseres 50. Examensjubiläums aus ganz Deutschland und sogar der Schweiz nach Paderborn gekommen. Die Idee war, den diesjährigen Absolventinnen der Hebammenschule der St. Vincenz-Krankenhaus GmbH zum Examen zu gratulieren. Dass wir dann als offizieller Programmpunkt in die Examens-Feier aufgenommen worden sind, ehrt uns sehr. Gemeinsam mit meinen fünf ehemaligen Mitschülerinnen Gisela Flake (Rotenburg), Elfriede Sokoll (Detmold), Lisa Kästner (Langmühle), Ursula Yersin (Pleigne, Schweiz) und Richarda Schleimer (Paderborn) bin ich also im Herbst nach Paderborn gekommen.

Meine ehemalige Mitschülerin Richarda Schleimer arbeitete nach ihrer Ausbildung bis zu ihrer Berentung im Jahr 1996 in der Frauenklinik des St. Vincenz-Krankenhauses, zwischen 1986 und 1996 als Leiterin des Kreißsaals. In dieser Zeit hat sie allerlei geburtshilfliche Meilensteine miterlebt: Die ersten Ultraschallbilder – „das reinste Schneegestöber“ – den „Pillenknick“ Ende der 1960er Jahre, Geburtsvorbereitungskurse als absolutes Novum, die ersten Fruchtwasseruntersuchungen in der Frühschwangerschaft und vieles mehr.

Auch in der Hebammenausbildung hat sich seither viel geändert, zum Wohle der Schülerinnen: Eine geregelte 40 Stundenwoche kannten wir nicht. Nach dem Nachtdienst sind wir  beispielsweise nahtlos in die Schule gegangen. Wann wir geschlafen haben, hat damals keinen interessiert.

Die Ausbildung hatten wir im Oktober 1964 angefangen. Die Frauenklinik an der Husener Straße 81 hatte im Dezember 1962 den Betrieb aufgenommen. Leiter der Klinik und auch der Hebammenschule war Dr. Fritz Peters, Landesmedizinaldirektor und ein engagierter Hebammenlehrer. Das Gebäude war ein schicker Neubau mit einem Personalwohnhaus. Die Unterbringung erfolgte in Doppelzimmern. Unser Examen hatten wir am 28. September 1966, die Ausbildung zur Hebamme dauerte damals zwei Jahre. Zu dieser Zeit hatte die Frauenklinik 2.400 Geburten im Jahr, es wurde viel gearbeitet. Bei besonderen Krankheitsbildern wurden die Schülerinnen zu ungewöhnlichsten Zeiten über eine Sprechanlage im Wohnhaus in den Kreißsaal gerufen. Ein Lernprozess, der heute nicht vorstellbar ist.

Welchen Tipp wir erfahrenen Hebammen für die Absolventinnen haben? Sich in einer größeren Klinik eine ordentliche Nase Praxis holen, auch wenn es da nicht so schnuckelig ist. Wenn man sich dann umfangreiches Wissen angeeignet hat, hat man die nötige Erfahrung und kann in die große weite Welt hinaus gehen.

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